Wenn man sowieso noch Tapete auf die Gipskartonplatten klebt ist das Ganze halb so schlimm, denn man wird die kleinen Unebenheiten und Kratzer sowieso nicht sehen. Hier sollten die Platten eben halbwegs bündig miteinander verspachtelt sein.
Sollte man aber auf Tapete verzichten wollen sieht die Sache schon GANZ anders aus. Wir haben uns entschieden keinen qm Tapete in unserem Haus anzubringen. Das hat mehrere Gründe:
- Unsere Häuser in den USA (Unser Aufenthalt für 12 Jahre bis wir in 2010 wieder umgezogen sind) hatten alle keine Tapete, sondern Putz oder Gipskarton und Farbe. Wie eigentlich alle Häuser in den USA.
- Wir hatten keinen Bedarf an einem extra Arbeitsschritt.
- Oft sieht man bei Tapeten einfach die Nahtstellen und man kann sie nicht einfach mal schnell wechseln, aber eine Wand ist in ein paar Stunden neu gestrichen.
Nun zur Verarbeitung. Man kann den Trockenbau wirklich in 3 Schritte unterteilen:
- Ständerwerk
- Anbringen der Platten
- Spachteln
Ständerwerk
Interessant ist, dass in Deutschland Gipskarton hauptsächlich mit Metallständerwänden verbaut wird. In den USA wird Metall eher selten verbaut und gilt im Vergleich zu Holz als das unterlegene Material. Egal, der Marktführer für alle Trockenbauprodukte scheint Knauf zu sein und die Produkte funktionieren auch wirklich ziemlich gut. Obwohl ich es gewohnt war Holz zu verbauen, habe ich mich auf die Metallständer eingelassen, aber ich fand es extrem nervig zu verarbeiten und bin bei der 2. Wand wieder auf Holz umgestiegen. Das ist aber eine persönliche Empfindung, weil ich lieber mit Holz als mit Metall arbeite.
Die Holzständer habe ich mir beim lokalen Holzhandel zuschneiden lassen (5 x 10 cm) und auf ungefähre Länge. Preislich gab es keinen Unterschied zu den Metallständern im Baumarkt.
Die Metallständer gibt es in verschiedenen Dicken und da muss man sich einfach überlegen wie viel Dämmung (Akustik bei Innenwänden) man verbauen möchte. Ich habe mich immer für 100er Ständer entschieden.
Wenn man ein bisschen handwerklich begabt ist, kriegt man das Ständerwerk relativ schnell aufgebaut und in jedem Baumarkt gibt es Broschüren (meist von Knauf), die ziemlich gut beschreiben welches Material wie zu benutzen ist.
Anbringen der Platten
Bei den Platten selber gibt es ein paar verschiedene Grössen und Stärken. Bei den Grössen muss man sich überlegen, ob man die Platten alleine anbringen wird oder mit Hilfe. Die "Ein-Mann-Platten" funktionieren super, wenn man hauptsächlich alleine arbeitet.
Die Stärke hängt meiner Meinung davon ab, ob man dem Marketing der Hersteller glaubt oder nicht. Sehr oft wird beschrieben, dass man die Platten zweilagig anbringen soll. Ehrlich?? Warum? Hab ich noch nie gemacht und werde ich auch nie machen. Natürlich sollte man nicht die dünnste Platte nehmen, wenn man nur eine Lage verarbeitet, aber das macht schon Sinn, wenn man sich die Platten mal angeschaut hat. Wir haben immer die 12,5mm Platten verbaut und sie bewegen sich nicht und brechen auch nicht. Reicht also vollkommen.
Ausserdem sollte man ein paar Mark mehr ausgeben, wenn man Rigipsplatten in feuchten Räumen verbaut. Solche Platten sind in der Regel grün.
Das Schneiden der Platten ist ja wirklich ganz einfach mit einem Teppichmesser getan. Einfach anzeichnen, anritzen 1-2 mal (das Papier durchschneiden und noch ein bisschen tiefer) und abknicken.
Für das Anschrauben der Platten gibt es ein paar Werkzeuge, die das Leben deutlich angenehmer machen. Dabei sollte man beachten, dass man relativ viele Schrauben anbringen muss: Eine Schraube alle ca. 30 - 40 cm an jeder Plattenkante. Bei einer 2m x 1.25m Platte sind das schon ca. 20 Schrauben. Also, hier lohnt es sich entweder einen Trockenbauschrauber (ca. 125 EUR) oder zumindest einen Bithalter mit Magnet und Tiefenanschlag zu kaufen. Die Bithalter gibt es in jedem Baumarkt oder online von vielen Anbieter für ca. 10 Euro. Der Magnet hilft die Schrauben am Bit zu halten und der Tiefenanschlag sorgt dafür, dass die Schrauben sich nicht komplett durch die Gipsplatte drehen.
Spachteln
Dies ist der Teil bei dem man sich wirklich überlegen sollte, ob man sich Hilfe holt. Ich selber habe nun die Ein oder Andere Platte gespachtelt und das Ergebnis ist jetzt ganz ordentlich, aber es ist wirklich viel nervenraubende Arbeit.
Auch hier gibt es verschiedene Materialien. Zunächst benutzt man eine "gröbere" Spachtelmasse um die Spalten und Schraubenlöcher zu füllen. Wenn man wirklich ordentlich arbeitet braucht man nach diesem Arbeitsgang nicht Schleifen. Als zweiten Schritt kann man ein "Finish" Spachtel benutzen, dass viel feiner und glatter zu verarbeiten ist. So zumindest beschreibt die Firma Knauf es. In der Realität braucht man viele Zwischenschritte von spachteln, schleifen, spachteln, schleifen. Es kann müßig sein.
Um meine Nerven zu schonen und beim Spachteln nicht wahnsinnig zu werden, habe ich mir für diesen Teil Hilfe geholt. Es hat sich gelohnt.
Hmm...selbst das schreiben dieses Posts hat länger gedauert, als gedacht. Aber irgendwann kriegt man alles fertig und dann kann man Stolz seine Wand betrachten...Selbst gemacht ist halt doch irgendwie besser!